Vom Mittelmeer über Troja nach Kappadokien

Veröffentlicht am 3. Mai 2024 um 14:55

Unsere erste Nacht in der Türkei verbrachten wir auf einem Platz nahe der Grenze, mit einem weiten Blick über eine große Wiese oberhalb von Edirne. Doch die Nacht war kurz, denn starker Regen weckte uns bereits um 4:20 Uhr. Angesichts der Wetterlage beschlossen wir, den Platz schnell zu verlassen und suchten uns am Mittelmeer einen neuen Platz, den wir gegen 7 Uhr erreichten. Wir sind dann sofort wieder schlafen gegangen. Und haben erst einige Stunden später festgestellt, dass dieser Ort wunderbar ist und beschlossen, dort zu bleiben. Die Sonne schien und der Himmel war blau. Wir genossen den Tag am Meer und hatten dabei Gesellschaft von drei Hunden. 

 

Während Daniel noch an unserem Video arbeitete, genoss ich am Nachmittag einen einstündigen Spaziergang. Vom Hafen aus schlenderte ich in Richtung Dorfmitte. Obwohl der Ort nur wenige Häuser zu haben schien, entdeckte ich dort zwei Restaurants, einen Minimarkt, eine Art Kneipe und eine Moschee – alle waren geöffnet. Der Außenbereich der Kneipe war belebt mit Männern jeden Alters, die mich interessiert beobachteten, ohne dass ich mich dabei unwohl fühlte. Überall im Dorf liefen Hühner, Katzen und Hunde herum, was ich nicht erwartet hatte. Zurück am Stellplatz verbrachten wir den Rest des Tages damit, zu faulenzen, zu kochen und die Gesellschaft der drei liebenswerten Hunde zu genießen. Der Abschied am nächsten Tag fiel uns wirklich schwer. Bevor wir jedoch weiterfuhren, belohnte ich die Hunde mit mitgebrachtem Dosenfutter.

 

An diesem Tag planten wir einen Besuch in Troja. Zuerst machten wir einen Zwischenstopp in Gelibolu, wo ich an einem Bankautomaten der Halkbank Geld abhob. Ein Tipp an dieser Stelle: Bei der Abhebung von Fremdwährung werden oft zwei Optionen angeboten. Es ist ratsam, die Landeswährung zu wählen, um ungünstige Wechselkurse zu vermeiden. In unserem Fall sparten wir bei einer Abhebung von 5000 TL knapp 15 Euro ein. Zusätzlich entschied ich mich bewusst für die Halkbank, da ich zuvor recherchiert hatte und wusste, dass hier keine zusätzlichen Gebühren für die Abhebung mit einer deutschen VISA-Karte anfallen würden. Diese Information bestätigte sich vor Ort. In Gelibolu stießen wir zufällig auf eine Filiale der PTT Bank, wo wir den HGS-Mautsticker besorgten, der nur bar bezahlt werden kann. Mit dem HGS-Sticker und ausreichendem Guthaben entschieden wir uns gegen die Fähre nach Lapseki also in den asiatischen Teil der Türkei, und stattdessen für die erst im letzten Jahr neu erbaute Brücke. Die Überfahrt kostete für Frau Bollinger 370 Lire, umgerechnet etwa 11 Euro, was deutlich günstiger war als die Brücken, die wir in Dänemark und Schweden genutzt hatten. Interessanterweise richtet sich die Maut in der Türkei nicht nach dem Gewicht des Fahrzeugs, sondern nach seiner Höhe. So kamen wir am siebten Tag unserer Reise schließlich in Asien an.

 

Dann ging es nach Troja weiter. Auf dem Besucherparkplatz trafen wir Albrecht aus Ostfriesland, der kurz nach uns mit seinem Van und Hund ankam und ebenfalls auf dem Weg durch die Türkei nach  Georgien reisen wollte. Der Eintritt in die historische Stadt Troja kostete happige 27 Euro pro Person, und die Parkgebühren betrugen zusätzlich 60 Lire (etwa 1,73 Euro) in unserem Fall. Trotzdem entschieden wir uns, Troja zu besichtigen, obwohl der Preis hoch war. Rückblickend bereuten wir diese Entscheidung nicht; es war interessant und ein schönes Gefühl, an einem so historischen Ort zu sein, aber aus unserer persönlichen Sicht war der Preis dennoch nicht gerechtfertigt.

 

Danach besuchten wir zunächst einen Supermarkt und einen Campingplatz zur Entsorgung, bevor wir direkt nach Lapseki zurückkehrten. Dort angekommen, gingen wir zur Promenade, von der aus man einen fantastischen Ausblick auf die Brücke, die Dardanellen und Europa hat. Auf einem großen Parkplatz lernten wir ein älteres Ehepaar aus Belgien mit ihrem Wohnmobil kennen und tauschten uns über geeignete Schlafplätze in der Gegend aus. Wir entschieden uns jedoch nur für einen Spaziergang entlang der neu und großzügig gestalteten Promenade und verzichteten darauf, auf dem Parkplatz zu übernachten.

 

Nachdem wir feststellten, dass der Weg zum geplanten Übernachtungsplatz neben einem Leuchtturm unpassierbar war, fuhren wir weiter entlang der Küste und dann hinauf in die Berge. Trotz unserer Hoffnung, dort einen Platz mit Meerblick zu finden, wurden die Wege in den Bergen immer enger und unpassierbar. Also kehrten wir um und suchten uns schließlich ein Plätzchen auf einer Landzunge direkt am Meer in einem kleinen verlassenem Fischerdorf. Es war bereits spät, und das Wetter änderte sich drastisch von Sonnenschein und blauem Himmel mit über 20 Grad zu Starkregen und heftigen Windböen. Unsere Nacht in Frau Bollinger, so nah am Meer, war dementsprechend ziemlich schaukelig. Ursprünglich planten wir, das ganze Wochenende an einem Ort zu verbringen, aber aufgrund des Wetters beschlossen wir, einen Fahrtag einzulegen.

 

Am Tag 8 unserer Tour, also am Samstag, den 20. April 2024, legten wir weitere 462 Kilometer zurück in Richtung Kappadokien. Dort verbrachten wir die Nacht in Anatolien auf 1266 Metern Höhe inmitten von Felsformationen und Höhlen im abgelegenen Doganli-Tal, fernab jeglicher Zivilisation und komplett ohne Internet. Trotz unserer Bemühungen konnten wir keine weiteren Informationen über die faszinierenden Felsformationen und Höhlen erhalten. Dennoch war die Szenerie absolut atemberaubend.

 

Am nächsten Morgen begannen wir sofort mit der Erkundung der Höhlen. Sie waren alle gut zugänglich, und man konnte problemlos hineingehen. Einige Höhlen befanden sich in erhöhten Lagen, die man über Leitern erreichen konnte, und der Ausblick von oben war einfach wunderschön. Wir hatten erneut Glück mit dem Wetter. Während ich dann noch eine Wanderung unternahm und einige Felsen erklomm, kehrte Daniel zurück, um Wasser aufzufüllen und Frau Bollinger aufzuräumen. Ich war etwa eine Stunde lang unterwegs, bevor wir uns einen Porridge zubereiteten. Während unserer Reise hatten wir uns daran gewöhnt, sehr spät zu frühstücken, normalerweise zwischen 13 und 15 Uhr, und dann nur noch zu Abend zu essen. Obwohl wir gerne noch eine weitere Nacht an diesem bisher schönsten Stellplatz unserer Reise verbracht hätten, mussten wir einige Dinge erledigen, für die wir Internet benötigten. Daher setzten wir gegen 15 Uhr unsere Reise fort.

 

Wir sind nicht weit gekommen, denn nur wenige Hundert Meter weiter stießen wir auf eine weitere Festung, hoch oben in einem Felsen gelegen. Natürlich konnten wir es uns nicht nehmen lassen, sie zu erkunden. Auch hier führte eine Leiter in die Festung, die direkt in den Felsen gebaut wurde. Die Festung Gerdekkaya Anita befindet sich ebenfalls im Doganli-Tal und ist im dorischen Stil gehalten. Sie wird von zwei Säulen mit einem dreieckigen Giebel und Gesims getragen. Hinter dem Haupteingangsbereich befinden sich zwei Grabkammern, die durch separate Türen zugänglich sind. An den Seiten und an den Rückwänden der Kammern finden sich bogenförmige Grabnischen. Das Grab stammt aus der hellenistischen Ära (3. bis 1. Jahrhundert v. Chr.) und wurde während der römischen und byzantinischen Zeit weiter genutzt, wobei einige Ergänzungen und Änderungen vorgenommen wurden. Im Jahr 1991 wurde es restauriert.

 

Nach dem Besuch der Festung füllten wir unsere Wasservorräte am örtlichen Friedhof auf, bevor wir noch Einkäufe tätigten und unsere Fahrt fortsetzten nach Polati in der Nähe von Ankara. Dort befindet sich eine der ältesten antiken Städte der Türkei: Gordon Ancient City. Gordon war einst die Hauptstadt des antiken Königreichs Phrygien und wurde in der griechischen Mythologie als die Heimat des mythischen Königs Midas erwähnt. Im 19. Jahrhundert begannen die Ausgrabungen in Gordon. Das herausragendste Merkmal der antiken Stadt ist der große Grabhügel, bekannt als Gordon-Mound, der vermutlich das Grab des Königs Midas beherbergt. Die Besichtigung ist kostenlos, und ein Rundweg führt um die Ausgrabungen herum.

 

Anschließend machten wir uns auf die Suche nach einem Stellplatz, was sich an diesem Tag als nicht so einfach herausstellte. Da es bereits spät war und wir immer noch keinen Stellplatz gefunden hatten, entschieden wir uns, erst einmal einen Döner und ein Lahmacun zu holen. Beides war köstlich, wenn auch völlig anders als das, was wir aus Deutschland kannten. Der Döner bestand nur aus Fleisch, Tomaten und Zwiebeln in einer Art Baguette, während der Lahmacun tatsächlich nur aus dem Teigfladen bestand. Zusammen mit einer Cola Zero zahlten wir umgerechnet 5,77 €.

 

Die Stellplatzsuche ging weiter, und es war bereits dunkel. Letztendlich übernachteten wir auf einem Platz in der Nähe einer Autobahn auf einer stillgelegten Baustelle. Überraschenderweise war der Ort unerwartet ruhig, und wir hatten eine erholsame Nacht.

 

Am nächsten Tag machten wir uns recht früh auf den Weg. Unser Ziel war es, den Tag und die Nacht am Tuz Gölü zu verbringen, einem bekannten Salzsee. Er erstreckt sich über eine Fläche von etwa 1500 bis 3000 Quadratkilometern, abhängig von der Jahreszeit und den Niederschlägen. Mit einem Salzgehalt von etwa 32% zählt er zu den salzhaltigsten Gewässern der Welt. Trotzdem beherbergt der Salzsee eine Vielzahl von Mikroorganismen, die an diese extremen Bedingungen angepasst sind. Er ist auch ein wichtiges Gebiet für Zugvögel. Wir fanden einen großartigen Platz in der Nähe des Ufers, und es herrschte absolute Stille. Tagsüber bekamen wir Besuch von einer Herde Schafe, die von einem Hirten auf einem Esel und zwei Hunden geführt wurde. Während Daniel etwas Sport trieb, machte ich eine lange Wanderung auf dem See. Es war anfangs ein seltsames Gefühl, auf dem See zu laufen, da man ständig das Gefühl hatte, einzusinken. Aber mit der Zeit gewöhnte ich mich daran und genoss die Ruhe sehr. Nach dem Abendessen bewunderten wir den Sonnenuntergang und gingen recht früh schlafen.

 

Am nächsten Tag machten Daniel und ich noch einen Spaziergang auf dem Salzsee. Leider war das Wetter nicht mehr so schön wie am Vortag. Die Luft war diesig, und die Sicht war eingeschränkt. Daher beschlossen wir spontan, weiterzufahren, obwohl wir gerne noch ein paar Tage an diesem tollen Ort geblieben wären. Aber genau das schätzen wir am Reisen mit dem Van so sehr: die Spontanität. Man kann nach Lust, Laune und Wetterbedingungen reisen und muss sich in der Regel an keine festen Zeiten halten

. Nach einer weiteren Fahrtstrecke von 131 Kilometern erreichten wir schließlich Kappadokien. Und es war genau so, wie wir es uns vorgestellt hatten.


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