Der Oman ist ohne Zweifel ein Land voller natürlicher Schönheit und einzigartiger Landschaften. Besonders bekannt sind die unzähligen Wadis, die das Land durchziehen. Ein Wadi ist ein ausgetrocknetes Flussbett oder eine Schlucht, die in der Regenzeit überflutet wird und in vielen Regionen eine üppige Vegetation beherbergt. Diese Wadis sind oft malerische Orte mit kristallklarem Wasser und beeindruckenden Felsformationen, die zum Erkunden und Staunen einladen. Allerdings ist es nahezu unmöglich, alle Wadis im Oman zu besuchen, so zahlreich und weit verstreut sind sie.
Da ich bereits viel über die verschiedenen Wadis gelesen und Fotos gesehen hatte, hatte ich eine Vorstellung davon, welche Orte ich unbedingt besuchen wollte. Einer der Wadis, der ganz oben auf meiner Liste stand, war der „Wadi Damm“.
Nachdem wir 3 Nächte auf fast 2000 Metern mit Blick auf den Jebel Shams verbracht hatten, machten wir uns am 11. November 24, auf den Weg zum Wadi Damm.
Wir hatten mehrere Möglichkeiten, zum Wadi Damm zu gelangen. Eine kürzere Route führte direkt über den Jebel Shams, jedoch war diese laut Beschreibung nur für 4x4-Fahrzeuge geeignet. Obwohl es technisch gesehen möglich gewesen wäre, entschieden wir uns, eine längere Strecke zu nehmen und zunächst ins Tal hinabzufahren, um noch einen Supermarkt zu besuchen. So wählten wir die Route über Al Ayn, die etwas mehr Zeit in Anspruch nahm, aber sicherer für Frau Bollinger war.
In Google Maps fanden wir einen Eintrag mit dem Namen „Parking short walk to Wadi Damm“, der uns als Orientierungspunkt diente. Wir fuhren dorthin, parkten unser Auto etwas weiter vorne und liefen zunächst zu Fuß weiter. Zunächst dachten wir, dass der Zugang zum Wadi für Frau Bollinger etwas beschwerlich wäre, doch wir stellten schnell fest, dass wir hier problemlos durchkommen würden. Schließlich fuhren wir Frau Bollinger dann doch so weit wie möglich ins Wadi rein, bis die Strecke steinig wurde und wir den Wanderweg erreichten.
Wir fanden einen wunderschönen, schattigen Platz, umgeben von hohen Felsen, die das Tal umrahmten. Ein Falaj (Bewässerungskanal) war auch vorhanden, so dass wir auch Zugang zu frischem Wasser hatten. Es war eine idyllische, friedliche Umgebung.
Am ersten Abend machten wir uns auf den Weg zu den ersten Pools im Wadi. Da wir relativ spät angekommen waren, wollten wir zunächst sehen, wie lange wir brauchen würden, um den ersten Pool zu erreichen. Insgesamt hat der Wadi laut dem was ich gelesen hatte, 5 „Pools“. Wobei ich die ersten beiden eher als „Kanal“ bezeichnen würde. Die Wanderung war einfach und innerhalb von etwa einer Viertelstunde erreichten wir den ersten Pool. Direkt hinter dem Pool gab es eine Treppe, die zu einem künstlichen Wasserfall führte. Wir stiegen die Treppe hinauf und entdeckten dahinter den Zugang zum 2. Pool.
Am nächsten Morgen setzten wir unsere Wanderung fort. Wir wussten, dass es noch weitere Pools im Wadi gab, insgesamt sogar drei weitere, die wir unbedingt sehen wollten. Da wir in jedem der Pools baden wollten, entschieden wir uns, den etwas anspruchsvolleren Weg zu nehmen, der auch Klettereinlagen erforderte. Auf dem Hinweg liefen wir wieder durch die Schlucht, genossen die Natur und die ersten beiden Pools, die wir uns noch einmal genauer ansahen und dabei Fotos machten.
Um den ersten der drei weiteren Pools zu erreichen, (ich nenne Ihn mal Pool Nr. 3) mussten wir auf einen steilen Felsen klettern. An einer Stelle hätte ich jedoch wieder runterspringen müssen, was aufgrund meiner Knieverletzung riskant gewesen wäre. Also entschieden wir uns, umzukehren und einen anderen Weg zu nehmen.
Über die rechte Seite der Schlucht kletterten wir zum Pool. Zunächst mussten wir ein Stück hochklettern, um danach wieder zum Pool runterzuklettern. Wir hatten den Pool ganz für uns alleine, was die Erfahrung noch intensiver machte. Das Wasser war ein intensives Blau und lud förmlich zum schwimmen ein, auch wenn es eiskalt war.
Nachdem wir den Pool Nr. 3 erreicht und dort geschwommen waren, machten wir uns auf den Weg zum nächsten Ziel: dem 4. Pool. Wir entschieden uns, von Pool Nr. 3 den direkten, aber, etwas schwierigeren Weg zu nehmen, der uns weiter in das Wadi führte. Der Weg war steinig und auch teilweise sehr rutschig und an manchen Stellen mussten wir erneut klettern, aber es war durchaus machbar. Auch hier war das Wasser kristallklar und erfrischend, und die Umgebung war noch beeindruckender. Die Felsen bildeten eine natürliche Umarmung um den Pool, was es zu einem perfekten Ort für ein weiteres erfrischendes Bad machte. Ein Felsen war besonders markant; er ragte in den Pool hinein und wirkte als würde er nur auf einer kleinen Spitze balacieren. Auch hier waren wir völlig alleine.
Der letzte Pool (Nr. 5), lag direkt hinter dem Felsen. Hätten wir es nicht vorher gelesen, hätten wir gedacht, dass der Wadi hier endet. Den es wirkte wie eine Sackgasse. Leider war es jedoch schon recht spät und die Sonne würde bald untergehen. Also hat die Vernunft gesiegt und wir haben uns entschieden den Rückweg anzutreten.
Der Rückweg war deutlich weniger anspruchsvoll und ging recht zügig. Wir entschieden uns nämlich dafür den kurzen Weg oberhalb der Pools zu nehmen. Es ist ein schmaler Pfad, der leicht zu erreichen ist. Man hat zudem eine schöne Aussicht. Am Ende des Pfades, muss man wieder ein kleines Stückchen nach unten gehen und erreicht dann wieder die Treppe. Wir entschieden uns nicht durch den Canyon zu laufen, sondern auf dem Sims des Falajs.
Wir kehrten schließlich zum Ausgangspunkt zurück, wo wir Frau Bollinger geparkt hatten. Etwas müde, aber glücklich, ließen wir den Tag Revue passieren. Der Wadi Damm hatte uns mit seiner beeindruckenden Schönheit und dem friedlichen, fast magischen Ambiente vollkommen begeistert. Es war ein unvergesslicher Ausflug in einem der schönsten Wadis des Oman. Leider können weder Fotos noch Videos die wahre Schönheit Wiederspiegeln. Diese bleibt uns jedoch für immer in Erinnerung.
Kommentar hinzufügen
Kommentare
Hallo ihr drei, Gruß aus Colonia 👍