In 5 Tagen von Deutschland in die Türkei

Veröffentlicht am 21. April 2024 um 21:36

Am Samstag, den 13. April, war es endlich soweit: Wir starteten unsere 12,5-monatige Tour Richtung Osten. Am Abend zuvor waren wir mit unserem Sohn essen gegangen. Das von ihm ausgewählte Restaurant war wirklich gut, dass wir sicherlich nach unserer Rückkehr wieder dort hin wollen. Einen Wecker hatten wir nicht gestellt, und es gab tatsächlich noch einiges zu erledigen, bevor wir losfahren konnten.

Um 13:20 Uhr und bei strahlendem Sonnenschein war es dann soweit. Der Abschied von unserem Sohn und von Spooner fiel uns schwer, und wir gaben uns alle große Mühe, nicht zu weinen. Unser Ziel im Navi war Edirne in der Türkei. Die Stadt liegt am Ufer des Flusses Maritsa und grenzt an Griechenland und Bulgarien und war einst die Hauptstadt des Osmanischen Reiches, bevor Istanbul diese Rolle übernahm. Wir hatten unseren Plan, über Slowenien, Kroatien und Griechenland zu fahren, spontan über Bord geworfen und uns für den direkten Weg entschieden. Ohne Stau fuhren wir bis etwa Passau.

Während der Fahrt suchte ich über Park4Night unseren ersten Stellplatz und fand einen schönen Platz direkt an der Donau zwischen Regensburg und Passau in Osterhofen. Den Platz, den wir eigentlich ansteuerten, haben wir nicht gefunden, aber per Zufall fanden wir einen anderen Platz an der Donau, der am Ende noch besser aussah als der ursprünglich angestrebte. Nach 411 Kilometern legten wir also unseren ersten Stopp ein und genossen das fantastische Wetter und den Ausblick auf die Donau. Wir haben beide sehr gut geschlafen und machten uns am nächsten Tag nach dem Frühstück und ein paar Drohnenaufnahmen auf den Weg nach Österreich.

In Österreich machten wir einen Zwischenstopp in Sankt Pölten. Auf einem großen Parkplatz etwas außerhalb der Innenstadt parkten wir Frau Bollinger und liefen zu Fuß ins Zentrum. Dort steuerten wir direkt den Dom an, dessen Bau im 13. Jahrhundert begann, und im Laufe der Jahrhunderte wurden verschiedene Baustile integriert, darunter Gotik, Barock und Romanik. Das markantes Merkmal des Doms ist der hohe Turm, der das Stadtbild dominiert und von weitem sichtbar ist. Das Innere des Doms, konnten wir auch besichtigen. Es ist reich verziert und beherbergt zahlreiche kunstvolle Altäre, Gemälde und Skulpturen aus verschiedenen Epochen.

Da das Wetter immer noch sommerlich war, setzten wir uns noch im Café Schubert draußen hin und bestellten eine Kleinigkeit zu essen. Danach schlenderten wir noch durch die Innenstadt über den Rathausplatz zurück zum Van und fuhren weiter; unser Navi war immer noch auf Edirne eingestellt.

Über Park4Night suchte ich uns einen Schlafplatz nahe der Grenze zu Ungarn und fand einen wirklich sehr schönen Platz direkt an einem Fluss. Neben Enten und Gänsen tummelten sich auch zwei Biber dort. Es war schon sehr laut, aber auch sehr schön. Daniel hatte leider andere Sorgen, da unser Abwasserventil leckte. Mit dem Abwasserventil hatten wir bereits bei unserer Tour an der Ostsee Probleme. Aber jetzt leckte Daniels manuelle Eigenkonstruktion.

Also packte er sein Werkzeug aus und machte sich an die Reparatur. Obwohl der Platz sehr schön war, entschieden wir uns, nachdem das Ventil wieder dicht war, aufgrund der sehr zahlreichen Mücken einen anderen Platz für die Nacht aufzusuchen. Über Park4Night fand ich einen privaten Womo-Stellplatz in Deutsch Jahndorf, der nur 15 Minuten entfernt lag. Diesen steuerten wir bereits im Dunkeln an und verbrachten dort eine sehr ruhige und vor allem mückenfreie Nacht. Insgesamt legten wir an diesem Tag 406 Kilometer zurück. Der Stellplatz bietet eine Ver- und Entsorgung, die wir am nächsten Tag noch nutzten, und finanziert sich ausschließlich durch Spenden, die man in einer Postbox hinterlassen kann. Neben uns war noch ein weiterer Camper aus Kerkrade auf dem Platz, mit dem wir uns am nächsten Tag sehr nett unterhielten. Er war schon oft an diesem Platz und kannte sich dementsprechend in der Gegend sehr gut aus.

Nach einer Stärkung ging es dann direkt weiter, und wir fuhren außer einem kurzen Tankstopp ohne weitere Stopps durch Ungarn Richtung Serbien. Im Vorfeld hatten wir uns für Ungarn eine E-Vignette besorgt. Der Grenzübergang verlief sehr unkompliziert und war in wenigen Minuten erledigt. Die Grenzbeamtin auf der serbischen Seite hat lediglich kurz in Frau Bollinger geschaut. Auch in Serbien sind die Autobahnen mautpflichtig, diese zahlt man aber direkt an Mautstationen.

In Serbien ging ich noch in einen kleinen Ort in einem winzigen Markt einkaufen. Für vier große Flaschen Wasser, zwei große Flaschen Cola Light, Erdbeeren und drei Äpfel habe ich umgerechnet 5,90 € ausgegeben, die ich mit Visa zahlen konnte, da ich kein Geld gewechselt hatte. Unser Ziel für heute war der See in Palic, der sich in der Nähe der Stadt Subotica im Norden des Landes befindet. Wir parkten Frau Bollinger zunächst gegenüber vom See neben einer Pizzeria und machten uns erstmal direkt auf den Weg, einen Spaziergang am See zu machen, der von üppigen Wäldern und grünen Wiesen umgeben ist und sehr klares, blaugrünes Wasser hat. Dabei entdeckten wir einen anderen Platz, direkt am See, der perfekt für eine Übernachtung passte. Also parkten wir nochmal um. Der Abend am See war wunderschön. Wir machten eine Flasche Bollinger auf, den wir von einem guten Freund zum Abschied bekommen hatten, und genossen den herrlichen Ausblick auf den See und den rötlichen Himmel beim Sonnenuntergang.

Am nächsten Tag war das Wetter leider sehr schlecht, und es regnete bereits am frühen Morgen. Für ganz Serbien war kein besseres Wetter für die nächsten Tage angesagt. Also entschieden wir uns spontan, den direkten Weg nach Bulgarien zu nehmen und nicht wie ursprünglich geplant ein paar Tage in Serbien zu verbringen. Wir besorgten uns also noch rasch eine E-Vignette für Bulgarien und fuhren direkt weiter. Der Grenzübergang verlief auch in diesem Fall völlig unkompliziert.

Was uns sofort auffiel, war die Straßenqualität und das allgemeine Erscheinungsbild des Landes. Serbien hat uns wirklich sehr positiv beeindruckt. Alles war sehr gepflegt und in Top-Zustand, im Vergleich zu Bulgarien, das einen großen Unterschied zeigt. Das überraschte uns doch, besonders in Anbetracht dessen, dass Serbien im Vergleich zu Bulgarien kein EU-Mitglied ist. Eines ist sicher, Serbien werden wir uns irgendwann noch mal genauer anschauen und dabei mehr Zeit mitbringen.

Über Park4Night suchte ich uns einen Stellplatz etwa 39 Kilometer vor Sofia aus, auf über 700 Metern Höhe neben einer kleinen Kapelle mit 360-Grad-Ausblick. Dieser Platz wird uns beide ewig in Erinnerung bleiben. Es ist schwer zu beschreiben, aber der Platz versprühte eine besondere und sehr friedliche Atmosphäre. Da das Wetter am nächsten Tag nicht besser wurde, machten wir uns weiter Richtung Edirne und erreichten tatsächlich noch am selben Tag und somit an Tag 5 unserer Reise die Türkei. Zuvor hatten wir in Sofia einen kurzen Stopp zum Einkaufen eingelegt und sind auf einen kleinen Campingplatz zur Ver- und Entsorgung gefahren.

Der Grenzübergang in die Türkei dauerte exakt 33 Minuten. Zunächst wurden unsere Pässe geprüft und ein Foto von uns gemacht. Dann ging es zum Custom Control, wo neben unseren Pässen auch der Fahrzeugschein und die Fahrzeugversicherung geprüft wurden. Danach mussten wir zu Schalter D3, wo unser Fahrzeug kontrolliert wurde. Der Beamte schaute aber nur kurz ins Innere und bat uns, die Badezimmertür und einen Schrank zu öffnen. Dann schaute er in unsere Heckgarage und fragte, was in den Eurokisten war, ohne sie zu kontrollieren. Danach durften wir weiter und mussten nochmal zurück zum Custom Control Schalter, dann durften wir die Grenze in die Türkei passieren.

Circa 2 Kilometer nach der Grenze hielten wir an einem PTT-Shop an und wollten eigentlich ein HGS (türkisches Mautsystem) kaufen, aber da es bereits nach 17 Uhr türkischer Zeit war (im April ist es in der Türkei bereits 1 Stunde später als in Deutschland), war der PTT-Schalter bereits geschlossen. Allerdings konnten wir uns noch mit einer SIM-Karte ausstatten. Wir hatten die Wahl zwischen drei Anbietern und haben uns für Turkcell entschieden, was uns von anderen Reisenden im Vorfeld empfohlen wurde. Die SIM-Karte ist allerdings nicht wirklich günstig, und mobile Daten sind generell teurer als gedacht. Und so waren wir nun also nach 2160 Kilometern in der Türkei angekommen. Dass es so schnell gehen würde, hatten wir nicht gedacht. Das Gefühl, dass wir nicht nur im Urlaub sind, hatte sich immer noch nicht eingestellt.


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