Wir hatten von vielen Leuten gehört und auch gelesen, dass Nizwa als eine der schönsten Städte im Oman gilt. Diese Meinung teilt sich nicht nur unter Reisenden, sondern auch unter Einheimischen, da Nizwa eine der historischen und kulturellen Hochburgen des Landes ist. Sie liegt etwa 160 KM vom Flughafen Muskat entfernt.
Deshalb entschieden wir uns, nach fünf Nächten am Al Suwadi Beach in Richtung Nizwa aufzubrechen. Die Fahrt nach Nizwa dauerte etwa zwei Stunden, und die Straßen waren hervorragend ausgebaut, was die Reise angenehm machte.
Unterwegs haben wir noch Wasser aufgefüllt und ich war im Nagelstudio, daher kamen wir erst relativ spät in Nizwa an. Unsere erste Station war die Nizwa Grand Mall, wo wir beim Carrefour einkaufen waren.
Danach ging es ins Zentrum, wo wir gezielt einen großen kostenloser Parkplatz angefahren sind. Dieser Parkplatz ist auch in Apps wie Park4Night und iOverlander eingetragen. Auf diesem Parklatz haben wir dann auch übernachtet.
Der Parkplatz liegt in Nähe des Nizwa Fort, einem der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Von dort aus machten wir uns zu Fuß auf, um die Stadt zu erkunden. Nizwa, als ehemalige Hauptstadt des Oman, ist bekannt für ihre traditionelle Architektur und historischen Märkte, und so fühlten wir uns sofort in die Vergangenheit zurückversetzt. Die Altstadt von Nizwa ist ein charmantes Labyrinth aus engen Gassen und alten Häusern, das uns sofort in den Bann zog.
Es war bereits dunkel, als wir durch die Straßen der Altstadt schlenderten. Wir besuchten die Markthallen, die für ihre frischen Produkte und handgefertigten Waren bekannt sind. Besonders der Souq von Nizwa ist berühmt für seine Silberwaren und traditionellen omanischen Handwerkskunst, und wir fanden dort eine große Auswahl an Schmuck, Gewürzen und anderen Souvenirs. Später setzten wir uns in ein kleines Café auf einer Dachterrasse, von der aus man einen tollen Blick hatte. Es war der perfekte Ort, um den Abend bei einem Getränk ausklingen zu lassen.
Der Parkplatz, auf dem wir übernachteten, war überraschend ruhig für so einen zentralen Standort. Einige Katzen kamen vorbei, die ich fütterte – ein häufiger Anblick im Oman, da Katzen in vielen Städten weit verbreitet sind. Gegenüber von unserem Stellplatz, befand sich eine Reinigung, daher haben wir noch unsere Wäsche abgegeben.
Am nächsten Morgen, einem Donnerstag, machten wir noch vor dem Frühstück einen Spaziergang im Falaj Daris Park. Der Park, erstrecht sich entlang des Falaj (traditioneller Bewaässerungskanal) und ist sehr schön angelegt, sehr sauber und gepflegt. Der Park scheint auch ein beliebter Treffpunkt für die Einheimischen zu sein, da bereits am Morgen einige zum picknicken da waren. Wie in vielen Teilen des Landes waren auch hier zahlreiche Katzen unterwegs, was für die Region typisch ist. Der Park nutzt übrigens das Wassersystem des Falaj Daris, welches ein UNESCO Weltkulturerbe ist.
Anschließend besuchten wir ein Café mit einer weiteren Dachterrasse, die jedoch aufgrund der Mittagswärme nicht ganz so angenehm war. Aber wir konnten uns ein wenig stärken – mit Cheesecake, einem Safran-Kaffee (eine omanische Spezialität) und einem Haselnuss-Latte.
Danach machten wir uns auf den Weg zum Aswiq Historical Village, das wir zufällig in Google Maps gefunden hatten. Das alte, historische Dorf befindet sich etwas außerhalb der typischen touristischen Routen und war für uns eine kleine Entdeckung. Das Dorf selbst hat eine sehr authentische Atmosphäre und sieht aus, als wäre es aus einer anderen Zeit. Wir würden es als Lost Place bezeichnen, da es nicht viele Besucher anzieht und teilweise etwas verwahrlost wirkt. Das machte den Ort jedoch nur noch faszinierender für uns, da wir die historische Architektur der alten Lehmhäuser und engen Gassen erkunden konnten. Besonders beeindruckend war am Ende des Dorfs eine große Oase mit Palmen und einem Wadi, was der Gegend eine märchenhafte Atmosphäre verlieh.
Nach diesem Ausflug kehrten wir zu unserem Stellplatz im Zentrum zurück und spazierten erneut durch die Stadt und entdeckten ein Restaurant mit einer tollen Aussicht von der Dachterrasse. Leider war es bereits für das Abendessen ausgebucht, aber wir genossen trotzdem die Aussicht und ein leckeres Mittagessen bevor wir uns auf den Weg zum Nizwa Fort machten, das direkt gegenüber vom Restaurant lag.
Das Fort ist eines der bedeutendsten historischen Bauwerke im Oman und hat eine lange Geschichte, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Es war früher eine wichtige Festung und ein strategischer Punkt für den Oman. Der Eintritt ins Fort & Castle kostet 5 OMR pro Person (circa 12 Euro), was für viele Besucher ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet, angesichts der Größe des Forts und der vielen historischen Exponate und Ausstellungsstücke, die dort zu finden sind.
Von den oberen Etagen des Forts hat man einen atemberaubenden Blick auf die Stadt und die umliegende Landschaft, die mit ihren grünen Oasen und Palmenhainen beeindruckt. Besonders der Blick auf vom Nizwa Castle ist spektakulär. Wir besuchten das Fort kurz vor Sonnenuntergang, was aufgrund der vielen Besucher besonders geschäftig war.
Am Abend gönnten wir uns noch ein Getränk in einem Café mit Blick auf die Altstadt, bevor wir zurück zu unserem Stellplatz liefen. Der Parkplatz war inzwischen wieder voll, aber trotzdem relativ ruhig. Es war eine angenehme Nacht, und wir machten uns früh bettfertig, da wir am nächsten Morgen zum Viehmarkte von Nizwa wollten, einer der bekanntesten und lebendigsten Märkte im Oman, der jeden Freitag stattfindet.
Wir hatten uns vorgenommen, bereits um 6:00 Uhr dort zu sein, denn das war der offizielle Beginn des Marktes, der bis etwa 8:00 Uhr andauert.
Es stellte sich heraus, dass der Parkplatz, auf dem wir mit Frau Bollinger übernachtet haben, an diesem Tag für einen Auto-Markt genutzt wurde. Wir wurden auch nach dem Preis für Frau Bollinger gefragt.
Der Viehmarkt in Nizwa ist ein faszinierendes Spektakel, das auf einem großen, runden Platz abgehalten wird. In der Mitte des Platzes befindet sich ein erhöhtes Podest mit Sitzplätzen.
Rund um das Podest versammeln sich Verkäufer und Käufer, um mit ihren Tieren Geschäfte zu machen. Der Außenbereich ist von Ständen und offenen Flächen gesäumt, auf denen Ziegen, Schafe, Kühe und gelegentlich wohl auch Kamele zum Verkauf angeboten werden. Am häufigsten sahen wir jedoch Ziegen und Schafe – Kühe waren eher selten. Kamele, die im Oman eine besonders hohe kulturelle Bedeutung haben, waren an diesem Morgen nicht zu sehen.
Als wir ankamen, war der Markt bereits recht voll, und wir hätten nicht gedacht, dass er so viele Touristen anziehen würde. Tatsächlich war der Anteil der Touristen, die durch den Markt schlenderten, fast genauso hoch wie der der Einheimischen– was uns ein wenig überraschte.
Um 7:00 Uhr, als die Auktionen offiziell begannen, ging es richtig los. Die Verkäufer, die mit ihren Tieren um den Platz liefen, riefen laut die Preise aus. Die Tiere wurden begutachtet, angetastet und in Augenschein genommen. Die Bieter, die größtenteils aus einheimischen Bauern, Viehzüchtern und auch ein paar wohlhabenden Käufern bestanden, verhandelten intensiv. Es war ein hektisches, aber auch spannendes Geschehen, mit vielen lautstarken Gesprächen und Geboten, die förmlich in die Luft schnitten. Die Atmosphäre war von einer Mischung aus Aufregung und Geschäftigkeit geprägt – es wurde gedrängelt, gerufen und geschoben.
Eine interessante Beobachtung war, dass nicht nur Männer, sondern auch Frauen aktiv als Käuferinnen auf dem Markt waren – und tatsächlich schien es, als hätten einige von ihnen mehr Tiere gekauft als ihre männlichen Kollegen. In der Ecke, in der wir standen, war eine kleine Gruppe von Frauen, die sehr engagiert in die Verhandlungen eintraten.
Was uns ebenfalls auffiel, war das einige Verkäufer ihre Ziegen oder Schafe auf dem Arm trugen, was eine gewisse Fürsorglichkeit gegenüber den Tieren widerspiegelte. Leider gab es auch Szenen, in denen die Tiere etwas hektisch durch die Menge geführt wurden, was sicherlich stressig für die Tiere war. Aber auch für die Verkäufer.
Die Preisverhandlungen selbst waren ein interessantes Schauspiel. Häufig wurden die Tiere mehrfach von verschiedenen Käufern angefasst, um deren Zustand zu prüfen – besonders bei den Ziegen war es wichtig, das Gewicht, die Gesundheit und die Lebenskraft zu begutachten. Die Verkäufer riefen oft laut die Preise, aber es wurde auch viel hinter den Kulissen geflüstert und verhandelt. Manchmal war es ein richtiges Feilschen, bei dem die Preise oft von beiden Seiten gedrückt oder angehoben wurden.
Die Atmosphäre auf dem Viehmarkt war insgesamt sehr laut und intensiv. Das Hufgetrappel der Tiere, das Rufen der Verkäufer und das Meckern der Ziegen und Schafe sorgten für eine fast chaotische Geräuschkulisse. Trotzdem hatte der Markt auch eine gewisse Faszination. Es war spannend, die Geschäftsabläufe und das alltägliche Leben der Menschen im Oman aus nächster Nähe zu erleben. Der Viehmarkt ist nicht nur ein Ort des Handels, sondern auch ein soziales Ereignis, bei dem sich Menschen austauschen, verhandeln und ihre Tiere verkaufen, die oft einen wichtigen Teil ihres Lebensunterhalts darstellen. Viele hatten auch ihre Kinder dabei.
Die Atmosphäre des Marktes wird uns wahrscheinlich noch lange im Gedächtnis bleiben.
Nach dem Marktbesuch, haben wir Nizwa direkt verlassen und sind in die Berge gefahren.
Alles in allem hat uns Nizwa wirklich sehr gut gefallen. Die Stadt hat einen ganz besonderen Charme und bietet sowohl historische Sehenswürdigkeiten als auch moderne Annehmlichkeiten. Der kostenlose Parkplatz mitten in der Stadt war ideal für uns und das Wetter war tagsüber mit etwa 33°C angenehm, während es abends angenehm abkühlte – am ersten Abend sogar auf 18°C. Wir können Nizwa jedem empfehlen, der den Oman besucht – die Stadt hat viel zu bieten, sowohl kulturell als auch landschaftlich.
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Gruß aus Köln Bernd