Am 26. April 2024 setzten wir unsere Reise Richtung Schwarzes Meer fort, mit Trabzon in der Türkei als unserem Ziel. Es war jedoch klar, dass wir die Strecke nicht an einem Tag bewältigen würden. Unser Plan war es, so lange zu fahren, wie es uns gefiel, und spontan einen Übernachtungsplatz zu suchen. Nach 290 KM haben wir in der Nähe von Sivas einen geeigneten Übernachtungsplatz gefunden.
Am nächsten Tag ging es dann weiter. Die Fahrt durch das Landesinnere zur Schwarzen Küste stellte sich als die bisher schönste Strecke unserer Reise heraus. Sie führte durch eine Vielzahl abwechslungsreicher Landschaften, von Schluchten und Stauseen bis hin zu Flüssen und tiefgrünen Bergen.
Auf unserem Weg kamen wir u.a. am Camlica-Staudamm vorbei, der sich am Fluss Göksu befindet und sich über eine Fläche von mehreren Quadratkilometern erstreckt. Dieses bedeutende Wasserkraftprojekt in der Türkei dient sowohl der Stromerzeugung als auch der Bewässerung und Hochwasserkontrolle. Der höchste Punkt unserer Fahrt an diesem Tag lag bei 2010 Metern und führte über kurvenreiche Straßen entlang einer Schlucht entlang eines Flusses. An einer Stelle des Flusses beobachteten wir Kühe, die im Wasser standen und tranken.
Die Route bestand größtenteils aus Serpentinen, die teilweise sehr eng waren, was ein schnelles Vorankommen verhinderte. Dennoch war die Strecke äußerst unterhaltsam, und wir machten regelmäßig Pausen, um die Aussicht zu genießen. Auffällig war auch, dass in jedem noch so kleinen Ort mindestens eine Moschee stand, teilweise auf einem engen Felsvorsprung gebaut.
Am frühen Abend erreichten wir das Schwarze Meer und entschieden uns spontan, etwas essen zu gehen. Während Daniel Frau Bollinger parkte, stieg ich bereits aus und wurde von einem Türken mit den Worten „Ihr kommt ja aus Hessen“ begrüßt. Es stellte sich heraus, dass der Mann in Großkrotzenburg gelebt und gearbeitet hatte und unser GN-Kennzeichen ihm daher bekannt war. Wir unterhielten uns noch eine Weile, bevor wir ins Restaurant gingen.
Dort bestellten wir Köfte und Pilav und bekamen dazu Bohnensalat, Reis, Pommes und zwei Flaschen Wasser serviert. Zum Abschluss gönnten wir uns zwei Gläser Çay und wurden mit Baklava verwöhnt. Satt und zufrieden suchten wir nach einem Übernachtungsplatz und fanden einen direkt am Meer, etwas geschützt durch Bäume.
Da wir uns den ganzen Tag nicht viel bewegt hatten, machten wir noch einen Spaziergang an der beleuchteten Promenade. Kurz nachdem wir zurück am Van waren, fuhr ein Streifenwagen vor und drei Polizisten stiegen aus. Die Schiebetür stand offen, sodass wir sie sofort sahen. Sie fragten, woher wir kämen, ob wir Touristen seien und was wir vorhätten. Nachdem alles geklärt war, wünschten sie uns eine gute Nacht und eine schöne Reise und erklärten, dass sie die ganze Nacht in der Nähe bleiben würden, um sicherzustellen, dass uns nichts passiert.
Am nächsten Tag fuhren wir erneut ins Landesinnere, um das Sumela-Kloster zu besichtigen. Dieses orthodoxe Kloster liegt im Altındere-Nationalpark, etwa 48 km südlich von Trabzon, an einer steilen Felswand im Pontischen Gebirge auf etwa 1.200 Metern Höhe. Es wurde im Jahr 386 n. Chr. während der Herrschaft des römischen Kaisers Theodosius I. gegründet. Der Legende nach gründeten es zwei athenische Mönche, Barnabas und Sophronius, die nach einer Vision der Jungfrau Maria eine Ikone entdeckten.
Das Kloster ist heute berühmt für seine wertvollen Ikonen und Wandmalereien, insbesondere die Fresken in der Hauptkirche, die biblische Szenen darstellen und bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Es wurde auch als Kandidat für die Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste vorgeschlagen.
Der Eintritt ins Kloster kostete für uns beide 40 Euro. Zusätzlich zahlten wir etwa 6 Euro für den Eintritt in den Nationalpark und die Fahrt vom Parkplatz zum Kloster. Für den Parkplatz selbst zahlten wir noch einmal knapp 3 Euro.
Nachdem wir die aufregende Fahrt im Minibus zum Kloster überstanden hatten – der Fahrer schien es sehr eilig zu haben und meisterte die kurvenreiche Strecke mit einem gewagten Fahrstil – liefen wir die letzten Meter hinauf zum Kloster. Oben angekommen, wurden wir zunächst von der atemberaubenden Aussicht auf die Berge überwältigt.
Obwohl es Sonntag und daher recht voll war, konnten wir das Kloster in Ruhe besichtigen und waren tief beeindruckt. Besonders bemerkenswert ist die Lage des Klosters am Hang. Man fragt sich, wie der Bau in jener Zeit überhaupt möglich war.
Nach einer kurzen Stärkung im Café des Klosters machten wir uns wieder auf den Weg zurück zum Schwarzen Meer und fanden einen Platz an einem Kiesstrand, nur 4 km von der georgischen Grenze entfernt. Dort verbrachten wir zwei Nächte und stellten unser erstes YouTube-Video der Reise fertig.
Außerdem unternahm ich einen Spaziergang in die nahegelegene Stadt. Dort herrschte reges Treiben, und es gab unzählige kleine Geschäfte, in denen hauptsächlich Kleidung verkauft wurde. Interessanterweise waren überall bereits georgische Schriftzeichen zu sehen, und auch die Verkäuferinnen, meist Frauen, schienen keine Türkinnen zu sein. Ich bummelte durch die Läden und fragte nach dem Preis für eine Hose, der mir in georgischen Lari genannt wurde. Als ich sagte, dass ich keine Lari hätte, wurde mir der Preis in russischen Rubel genannt, die ich ebenfalls nicht hatte. Die Hose habe ich somit nicht gekauft.
Auf einem Platz bemerkte ich zudem viele kleine Busse, die offenbar zwischen der Grenze und der Stadt pendelten und stark genutzt wurden.
Zurück am Van, kochte ich uns was und Daniel und ich arbeiteten noch bis tief in die Nacht an unserem Video, bevor wir uns schlafen legten.
Am nächsten Tag, dem letzten Tag im April, fuhren wir zur Grenze, um nach Georgien einzureisen.
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