Der Weg ist das Ziel

Veröffentlicht am 28. März 2024 um 15:30

Seit unser Sohn 4 Monate alt ist, machen wir jedes Jahr mindestens einen Ausflug an die Ostsee, und das zu jeder Jahreszeit. Wir haben bereits die gesamte Küste von Kiel bis Rügen erkundet. Also war es nur logisch, dass wir auch mit Frau Bollinger an die Ostsee wollten. Normalerweise bevorzugen wir keine Campingplätze, aber da wir unbedingt einen Platz direkt am Meer haben wollten, blieb uns keine andere Wahl. Nach intensiver Recherche habe ich schließlich den idealen Campingplatz gefunden: das Ostseecamp Lehmberg. Es bietet Plätze direkt am Meer und ausreichend Platz, ohne dabei zu groß zu sein und Hunde sind auch erlaubt.

Da wir die über 600 KM nicht am Stück fahren wollten, planten wir einige Zwischenstopps ein und machten dabei gerne ein paar Umwege. Unsere Stopps wählten wir jeweils spontan am Vortag aus und orientierten uns dabei an der Wetter-App. Am ersten Tag fuhren wir nach Nordrhein-Westfalen in die Nähe von Ennepetal. Auf dem Weg zu einem vorher ausgewählten Stellplatz entdeckten wir zufällig eine größere Wiese am Straßenrand, die wir jedoch zunächst passierten. Da der von uns geplante Stellplatz bereits von einigen Campern belegt war, entschieden wir uns kurzerhand dazu, den zuvor entdeckten Platz noch einmal anzufahren. Umkehren konnten wir ja immer noch. Der Platz war in keiner uns bekannten App verzeichnet, lag erhöht auf einem kleinen Plateau und bot daher einen wunderschönen Fernblick. Wir waren uns sofort einig, dass wir hier bleiben wollten. Auch wenn es von hier aus keine Möglichkeit für eine Wanderung gab, hatten wir dies ohnehin nicht mehr geplant, und Spooner war bereits ausreichend ausgepowert.

 

Am nächsten Tag brachen wir kurz nach 13 Uhr zum ursprünglich ausgewählten Platz auf, damit ich von dort aus eine kleine Wanderung unternehmen konnte. Daniel und Spooner blieben derweil im Van zurück. Später am selben Tag setzten wir unsere Tour fort und legten etwa 230 Kilometer Richtung Norden zurück, bis wir einen Platz in Niedersachsen erreichten, den ich über Google Maps gefunden hatte und der ebenfalls in keiner uns bekannten App verzeichnet war. Der Platz erwies sich als äußerst reizvoll, und es war auch möglich, hier für zwei Nächte zu bleiben, da wir planten, am nächsten Tag eine längere Wanderung zu unternehmen und danach nicht mehr weiterzufahren. 

 

Bei strahlendem Sonnenschein starteten wir nach dem Frühstück unsere knappe 20 Kilometer lange Wanderung. Ein Höhepunkt des Tages war zweifellos die Glaner Braut. Dieser Findling verdankt seinen Namen seiner charakteristischen Form, die an ein Brautkleid erinnert. Als Naturdenkmal hat die Glaner Braut eine besondere Bedeutung und besteht aus vier Gräbern, die zwischen 3.500 und 2.800 v. Chr. entstanden sind. Diese Gräber gewähren faszinierende Einblicke in die Kultur, das Brauchtum und die Ideologie der Gesellschaft der Jungsteinzeit. An diesem Tag nahmen wir uns bewusst viel Zeit und machten ausgiebige Pausen, um alles zu genießen. Auch Spooner zeigte erneut, dass er kein Handtaschenhund ist, sondern ein echter Abenteurer. Zurück auf dem Stellplatz kochten wir gemeinsam und verbrachten den restlichen Abend gemütlich in Frau Bollinger. 

 

Am nächsten Tag fuhren wir weiter zum Plöner See, einem großen Gewässer in der Holsteinischen Schweiz. Der See beherbergt mehrere Inseln, darunter die größte, Langenwerder, sowie die Halbinsel Grote Plöner See. Entlang des Ufers erstrecken sich historische Gebäude, darunter das imposante Schloss Plön, das als bedeutendes Wahrzeichen der Region gilt. Die Umgebung lockt zahlreiche Touristen an, die sich entlang des Sees in Hotels, Pensionen und Campingplätzen niederlassen, während Bootsverleihstellen die Möglichkeit bieten, das Wasser zu erkunden.

 

Wir fanden einen Übernachtungsplatz direkt am Ufer des kleinen Plöner Sees auf einem Wohnmobilstellplatz. Neben einer Service-Station gab es dort auch Toiletten und einen Imbiss. Die Übernachtung kostete 8 €, die wir in einem Umschlag in eine Postbox warfen. Schnell machten wir uns auf den Weg ins Zentrum, um die Stadt und den See zu erkunden und etwas zu essen. Nach einem Spaziergang überkam uns der Hunger, und wir ahnten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass aus einem einfachen Spaziergang eine große Tour werden würde. Es war Sonntag und der 3. Oktober stand vor der Tür, daher waren viele Menschen unterwegs. Wir versuchten in fast jedem Restaurant der Stadt einen Tisch zu bekommen, aber es war aussichtslos. Wir waren nicht die Einzigen; viele andere Touristen hatten genauso wenig Glück wie wir. Letztendlich holten wir uns einen Döner und kehrten zum Van zurück. 

 

Am folgenden Morgen machten wir uns ausgeschlafen auf den Weg, da wir ab diesem Tag einen Platz auf dem besagten Campingplatz reserviert hatten. Die Fahrt sollte eigentlich nur 80 Kilometer betragen, doch es kam anders als geplant. Wir stellten fest, dass unser elektrisches Abwasserventil defekt war und auch der Strom nicht funktionierte. Obwohl wir die Sicherung austauschten und der Strom wieder lief, blieb das Ventil geschlossen. Eine Notentleerung war ebenfalls nicht möglich. Also riefen wir mehrere Werkstätten an und fanden schließlich eine, die am 2. Oktober geöffnet hatte und Zeit für uns hatte. Diese Werkstatt befand sich in einem Industriegebiet, und während wir auf die Reparatur warteten, vertrieben wir uns die Zeit mit Einkaufen. Das Ganze hat über 400 € gekostet, wurde aber glücklicherweise vom Hersteller Frankia später beglichen. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass auch das neue elektrische Ventil nicht lange gehalten hat und Daniel danach eine Eigenkonstruktion gebastelt hat und wir seither ein manuelles Ventil verwenden. 

 

Nach diesem unerwarteten Umweg erreichten wir endlich unseren Stellplatz für die nächsten 4 Nächte. Es war das erste Mal, dass wir so lange an einem Ort verweilen würden und überhaupt einen Campingplatz besuchten. Das Ostseecamp Lehmberg in der Nähe von Kappeln bot uns direkten Zugang zum Strand. Unsere erste Nacht verbrachten wir auf Platz Nummer U99b, dem letzten Platz am Naturstrand, mit nur einem Nachbarn zur rechten Seite. Doch nach einem Spaziergang über den Campingplatz entdeckten wir die Plätze am anderen Ende des Campingplatzes, die uns sofort besser gefielen. Nach einer kurzen Rückfrage an der Rezeption haben wir umgebucht und sind am nächsten Tag auf Platz U103 umgezogen. Bilder sagen bekanntlich mehr als Worte: Es war ein absoluter Traum, und wir waren überglücklich.

 

In den folgenden Tagen erkundeten wir die Ostseeküste zu Fuß, unternahmen eine Fahrradtour, erkundeten die Umgebung und genossen den herrlichen Blick auf die Eckernförder Bucht. Das Wetter war äußerst wechselhaft: Sonnenschein wechselte sich mit Wind, Sturm und Regen ab. 

 

Am Freitag setzten wir unsere Tour Richtung Heimat fort. Allerdings wollten wir auf keinen Fall den Elbtunnel nutzen und hatten bis Sonntag Zeit. Also entschieden wir uns, weiter Richtung Osten zu fahren, mit dem Ziel, den Samstag in Magdeburg zu verbringen. Während Daniel fuhr, suchte ich nach einem geeigneten Übernachtungsplatz entlang unserer Route und wurde bald fündig. Der Platz befand sich in Lenzen (Elbe) an einem kleinen See. Die Zufahrt war etwas holprig, aber auch ohne Allradantrieb problemlos machbar. Als wir ankamen, trafen wir auf einen Angler mit seinem Hund, der offensichtlich auch dort übernachtete. Nach einem kurzen Gespräch, um sicherzustellen, dass wir ihn nicht störten, entschieden wir zu bleiben. 

Kurz darauf klopfte der Angler an unsere Scheibe und bat uns ein Foto von ihm zu machen. Er hatte einen außergewöhnlich großen Fisch gefangen und wollte sich vor dem Zurücksetzen ins Wasser mit ihm fotografieren lassen. Nach einigen Aufnahmen und einer angenehmen Unterhaltung verbrachten wir den restlichen Abend in Frau Bollinger in vollen Zügen. 

 

Die Fahrt nach Magdeburg am nächsten Tag verlief größtenteils reibungslos, abgesehen von einer Polizeikontrolle. Noch in Lenzen signalisierte uns der Streifenwagen hinter uns, dass wir bitte anhalten sollten. Die beiden Beamten baten höflich um unsere Papiere und wiesen darauf hin, dass unsere hinteren Lichter zu hell seien. Diese wurden nachträglich angebracht, da der Heckanbau die Rücklichter verdeckte. Wir hatten die TÜV-Abnahme noch nicht im Fahrzeugschein eingetragen, aber hatten glücklicherweise die erforderlichen Dokumente dabei, sodass wir unsere Fahrt fortsetzen konnten. 

 

In Magdeburg angekommen, parkten wir auf einem Wohnmobilstellplatz direkt an der Elbe und nur wenige Gehminuten von der Innenstadt entfernt. Der Stellplatz war mit einer Schranke gesichert, die sich nach der Zahlung von 10 € automatisch öffnete. Ein Schild wies darauf hin, dass der Aufenthalt auf maximal 3 Tage begrenzt war. Der Preis war äußerst fair, jedoch musste die Gebühr ausschließlich in Münzen entrichtet werden. 

 

Nachdem wir einen freien Platz gefunden hatten, machten wir uns sofort auf den Weg, um die Stadt zu erkunden. Magdeburg, die Hauptstadt des Bundeslandes Sachsen-Anhalt, zählt zu den ältesten Städten Deutschlands. Gegründet im 9. Jahrhundert, erlangte sie im Mittelalter als bedeutende Hansestadt große Bedeutung. Auch während des Heiligen Römischen Reiches spielte sie eine herausragende Rolle und war ein Zentrum des Handels und der Kultur. Zu den herausragenden Sehenswürdigkeiten gehört der Magdeburger Dom, eines der ältesten gotischen Bauwerke Deutschlands. Außerdem kann man das Hundertwasserhaus besichtigen.

 

Nach einer ausgiebigen Stadtbesichtigung kehrten wir in die "Weinzeit Magdeburg" ein. Diese gemütliche Weinbar bietet nicht nur eine exquisite Auswahl an Weinen, sondern auch eine kleine, feine Speisenauswahl. Die Gründerin Birgit hat sich mit diesem Lokal einen lang gehegten Traum erfüllt, inspiriert von ihren Reisen durch die Weinregionen Südafrikas, Italiens und Österreichs. Wir entschieden uns für einen Flammkuchen und eine Käse-Schinkenplatte und ließen uns von der jungen Sommelière einen Wein empfehlen. Als die Nacht hereinbrach und mein Geburtstag bevorstand, entschlossen wir uns, ihn unbedingt am Ufer der Elbe zu verbringen. Zurück bei Frau Bollinger holten wir zwei Stühle und setzten uns mit einem Glas Wein an den Fluss, um meinen 47. Geburtstag zu feiern. 

 

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück brachen wir ohne weitere Umwege von Magdeburg aus auf und traten den Heimweg an. Erneut reich an vielen schönen Momenten und unvergesslichen Erinnerungen.

 

 

 


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